Was tun? Was tun, um einzudringen und Spuren zu hinterlassen im Organismus der Wirklichkeit? Sagt mir das mal! Müssen wir ständig unsere geistigen Produktionen nach außen tragen, uns nach und nach in perfekte Schnittstellen verwandeln? Wie gedeiht eigenständiges Denken? Durch Sichtbarkeit oder dadurch, möglichst unsichtbar zu bleiben?
Ich frage mich das, zugegeben, in Bezug auf die Gattung der Künstler. Ich fand schon immer, dass es schiere Anmaßung darstellt, sein schöpferisches Lebenswerk im Kunstkontext anzusiedeln. Was gibt uns das Selbstbewusstsein, zu glauben, wir hätten mit unseren individuellen Ansätzen und Entwürfen ein Recht darauf, uns als besonders herausstellen zu wollen?
Meine Freundin P. sagte gestern auf diese Frage, die Kontinuität eines künstlerischen Schaffensprozesses verleihe ihm, über die Jahre, ein ganz eigenes Recht auf Existenz.
Das ist doch zumindest ein handfestes Argument. Wer eine Forschung, eine ins kleinste Detail verästelte Differenzierungsleistung lange genug betreibt, rechtfertigt den eigenen Drang nach Bedeutung irgendwann, allein durch die Dauer der eigenen Bemühung.
Ich spreche hier nicht von den im Markt gut positionierten Künstlern, die für grundsätzliche Fragestellungen nur noch wenig Muße haben. Auch nicht von denen, die sich in Zwischenbereichen ansiedeln, so wie ich, um darauf pfeifen zu können, ob ihre Arbeiten rechtzeitig verkauft werden, um die Miete zu bezahlen. Ich spreche von jenen, die Jahrzehnte in ein Werk investieren, täglich, ohne große Beachtung zu finden. Ohne Plan B. Mit Talent und Hartnäckigkeit, Anmaßung und Verzweiflung. Irgendwie scheint mir das eine von jeder Zeitströmung unabhängige Haltung.