Mein Lohn für den WebBlock (super Wortschöpfung, explodedheadsnomore) ist mir nicht immer so klar. Doch Sie haben danach gefragt, also versuche ich mich an einer Antwort.
Dieser Block belohnt mich allein schon dadurch, dass er mich mit mir selbst in Verbindung bringt.
Sehen Sie, werte Leser, ich nenne meine Präsenz hier “Tainted Talents”. Das bin ich. Tainted Talents ist nicht irgendein schickes Label, es ist ein Zustand. Im besten Fall ein interessanter Zustand.
Denn ich spüre, seit ich denken kann, dass ich jedes meiner Talente mit einem Handikap bezahle, das direkt auf dem Talent wächst. Als Parasit. Wie ein sprechender Pilz.
Meine Bemühungen künstlerischer Natur richteten sich früher nun alle darauf, diese Psycho-Pilze aufzuspüren und zum Schweigen zu bringen. Mein wie auch immer geartetes schöpferisches Handeln von ihnen zu säubern. Das war nicht möglich. Pilze wachsen immer wieder auf dem gleichen Platz nach.
Vielleicht kennen Sie das ja selbst. Pilze sind starke Zweifel, oft destruktiver Natur, die einen daran hindern, die Dinge zu tun und für sich zu vereinnahmen, die einem wichtig sind.
Die Pilze in meinem Kopf sagten: “Lass das bleiben, Phyllis. Dieser Text ist belanglos. Dieser Körper hat keine Kraft. Diese Idee für eine Zeichnung lohnt nicht, sie ist nicht außergewöhnlich. Das, was du tust, unterscheidet sich nicht genug von dem, was andere tun.”
Sie nähren sich von Resignation, von dem, was ich nicht tue, deswegen sind die Psycho-Pilze der Feind in meinem Kopf. Loswerden kann ich sie nicht: Sie wachsen immer wieder nach. In Kolonien. Ich weiß nicht, warum sie sich so wohl bei mir fühlen; muss irgendwas aus meiner Kindheit sein.
Jedenfalls hilft da nur eines: Den Modus wechseln.
Mit der Einrichtung von Tainted Talents vor drei Jahren hab ich das gemacht, den Modus gewechselt. Hier ist alles erlaubt, jedes Thema gleich wichtig, und der früher so lähmende Zweifel ist Teil der Konstruktion: Ohne ihn gäbe es Tainted Talents gar nicht.
Und nach und nach fühlen sich die ganzen Pilzkolonien auf meinen Ideen nicht mehr wie Pilzkolonien an, sondern wie, na, sagen wir, bunte Schirmchen, die sich sachte im Wind wiegen.
Ja die Psycho-Pilze scheinen Ihnen wirklich zu schaffen zu machen. Ihren Texten scheinen die allerdings sehr gut zu tun. Der da oben ist ja schon fast kafkaesk (naja, falls der heute nicht mehr “in” sein sollte denk ich mir was anderes aus)
Kafkaesk war, glaube ich, noch nie ein “in”-Wort, und Kafka selbst, nun ja…
Meinetwegen müssen Sie sich trotzdem keinen neuen Begriff ausdenken, denn dieses ist ja auch kein “in”-Blog : )
Kafkaesk Kafka mochte ich schon immer, Kafkaesk gerade im Moment, weil es meine Initialen beinhaltet. “In der Strafkolonie” is, glaube ich, meine Lieblingsgeschichte, wenn sich auch der Liebling hierfuer weniger eignet.
war, glaube ich, noch nie ein “in”-Wort, und Kafka selbst, nun ja…
Meinetwegen müssen Sie sich trotzdem keinen neuen Begriff ausdenken, denn dieses ist ja auch kein “in”-Blog :
Wieso man kafka (zumindest teilweise) nicht gut finden kann, verstehe ich jetzt nicht so ganz Mademoiselle.
Andererseits schon…Ihnen gehts um Egoboosting und publicity, bei Ihm wars eher das gegenteil. So macht das ganze dann doch wieder sinn.
So, ab morgen werde ich jetzt auch wieder disziplin üben und diesen block meiden oder maximal 5 worte schreiben 🙂 Cheers
Sie ziehen ihre Schlüsse etwas voreilig. Ich bewundere Kafka.
Dass sein Name als Adjektiv benutzt wird, macht seinem Geist übrigens sicher Freude – Geister sind von Natur aus eitel.
Síe sind wirklich die Meisterin.. des “irgendwie noch die kurve” kriegens
Glückwunsch
Kannten Sie d a s schon?
@Hans1962 Meinen Sie mich oder den lang schon untergetauchten explodedheadsnomore? Wie auch immer. Ich hab’s gelesen. Und dachte, passt gut zu einem Gedanken, der mir vorhin durch den Kopf flog: Im Glauben, bei der Arbeit, in den Beziehungen – wir denken, wir müssten uns alles verdienen. Die Vorstellung, uns könnten Dinge geschenkt werden oder einfach so zufliegen steht als esoterisches Dingsbungs weit außerhalb unserer Lebenskonzepte.
(…)
@Phyllis ja, ich meinte Sie.
Und eine Kopie Ihres Gedankens nehme ich als Kostbarkeit mit in meine Denkstube…