“Wie jeder andere Schriftsteller bekomme ich ständig Briefe von jungen Leuten, die in verschiedenen Ländern – aber besonders in den Vereinigten Staaten – Examensarbeiten und Aufsätze über meine Bücher schreiben. Sie alle sagen: Bitte schicken Sie mir ein Verzeichnis der Artikel über Ihr Werk, der Kritiker, die über Sie geschrieben haben, der Autoritäten.” Sie fragen auch nach tausend Einzelheiten, die völlig irrelevant sind, die aber als wichtig zu betrachten sie gelehrt wurden und die schließlich ein Dossier ergeben wie das eines Einwanderungsbüros.
Diese Anfragen beantworte ich wie folgt: ‘Lieber Student. Du bist verrückt. Warum Monate und Jahre damit zubringen, Tausende von Wörtern über ein einziges Buch oder selbst einen einzigen Schriftsteller zu schreiben, wenn es Hunderte von Büchern gibt, die darauf warten gelesen zu werden. […] Und wenn du dir mein Werk als Thema ausgesucht hast […], warum liest du dann nicht, was ich geschrieben habe und wirst dir klar über das, was du denkst, und prüfst es anhand deines eigenen Lebens, deiner eigenen Erfahrung. Kümmere dich nicht um Professor Schwarz und Weiß.’
[…]
Ich sage diesen Studenten, die ein, zwei Jahre damit zugebracht haben, Abschlußarbeiten über ein einziges Buch zu schreiben: ‘Es gibt nur eine Art, Bücher zu lesen, nämlich die, in Bibliotheken und Buchhandlungen zu stöbern, Bücher mitzunehmen, die einen interessieren, und nur die zu lesen und sie wegzulegen, wenn sie einen langweilen, oder die Längen zu überspringen – und niemals, niemals etwas zu lesen, weil man glaubt, man müßte, oder weil es zu einer Richtung oder Bewegung gehört. Denk daran, daß das Buch, das dich langweilt, wenn du zwanzig oder dreißig bist, eine Offenbarung sein kann, wenn du vierzig oder fünfzig bist – und umgekehrt. Lies kein Buch, wenn nicht die Zeit dafür gekommen ist. […] Vor allem solltest du wissen, daß die Tatsache, daß du ein oder zwei Jahre über einem Buch oder einem Autor verbringen mußt, bedeutet, daß du schlecht unterrichtet worden bist – man hätte dich lehren sollen, auf deine eigene Weise von einer Neigung zur nächsten zu lesen, du solltest lernen, deinem eigenen intuitiven Gespür im Hinblick auf das, was du brauchst, zu folgen: das ist es, was du hättest entwickeln sollen, nicht die Art, wie man andere Leute zitiert.'”
Doris Lessing
(Gefunden bei >>> Iris Blütenblätter)
Wissen Sie was, Doris Lessing hat ja sowas von recht, da verbietet sich jeder weitere Kommentar!
Sehe ich genauso, aber ich kann doch die Kommentarfunktion nicht einfach dichtmachen!
Eine sehr kluge Frau.
@Testsiegerin Hab’ noch viel zu wenig von ihr, sondern meist nur über sie gelesen.
schwingen
nicht schlingen
singen
nicht schlingen
stimmen
nicht schlingen
sief du held
siefst du noch
oder
tiefst du schon
mit mandela
Ein Prof sagte einmal: “Achten Sie darauf, dass der Schreibtisch, an dem Sie arbeiten, und das Bücherregal mit der Sekundärliteratur einen ausreichend großen Abstand voneinander haben.” Dann Kunstpause zum Sackenlassen, gefolgt von einer Lobrede auf den Bleistift 🙂
Mein Malprofessor schnaubte uns immer zu, wir müssten Guerillas unserer Sache werden! Der Kunst!
Ich fürchte, so richtig hat das bei mir nicht hingehauen.
merci vielmals anlässlich des obigen textes habe ich gestern meine lektüre zur seite gelegt
und überlegt was könnte denn meine intuitive spüren wollen
was ist dran
darauf hin schnappte ich mir den gott der frechheit von sten nadolny
hermes wird von hephäst
befreit und schlüpft in dessen auftrag
in die rolle des zeitgeistes
tatort ist das wiedervereinte deutschland im jahr 1990
spirit lmfao
schnell begreift hermes die vertrackte neue rolle
und versucht die von hephäst ersonnene todeslogik
noch abzuwenden
weltumfassende verbindungen werden gesponnen
ein plan gegen die todessehnsucht des hephaistos ausgeheckt
die götter haben den glauben verloren
kriegen sie ihn wieder
im sinne dieser frage danke für die anregung
ich gehe in die stille
eine schöne woche
et à bientôt
Ah, Reh, wir werden Sie vermissen, aber
bientôt ist besser als
bientard.
Schöne Stille wünsche ich.