Dieses Bild kann wie die anderen für sich alleine bestehen. Es generiert Funken.
Im Kontakt mit den Nachbarperlen aber lädt es sich auf mit etwas,
wofür ich noch keinen passenden Ausdruck gefunden habe.
Eine Analogie wenigstens könnte ich formulieren: In der Literatur wär’ s die Macht der “Intertextualität”, die über die Werke hinweg wirkt und sie nachträglich noch formt.
Spannend auch die Frage, wie die Bilder, Zeichnungen und Texte in einer Ausstellung anzuordnen wären, um deren wechselseitige Wirkmächtigkeit nicht zu behindern. Das “Auffädeln” an einer offensichtlichen Perlenschnur würde dem Werk wohl nicht vollständig gerecht werden können.
Ich wußte gar nicht, daß man Ambiguität trainieren muß – ich dachte immer, die meisten Menschen wollen die eher wegtrainieren. So kann man sich täuschen.
“als ein lemblein, schmieget und ducket,
leget sein haubet in jr schosz.” (Hans Sachs)
(Die Beteuerung aus der “Affirmation” nehmen und die Bejahung bewahren, fühlbar. Ein Paradox bleibt es, wie die Schmiegsamkeit trainiert werden kann. Es müsste ein ganz anstrengungsfreies Training sein; ein Widerspruch in sich. Aber: Hier gezeigt. Danke.)
Ambiguitätstraining – some thoughts Jedes künstlerische Werk kann auf mindestens drei unterschiedliche Weisen interpretiert werden. Die erste und triviale Interpretation ist das Verstehen des “face value”. Die zweite, schon etwas komplexere Möglichkeit ist das Aufspüren von Resonanzen im eigenen Erfahrungskontext. Die dritte, allerdings hochspekulative Annäherung führt über den vermuteten Erfahrungskontext der Künstler:in.
Ich meine, dass all die drei Möglichkeiten durchschritten werden müssen, bevor man zum Kern der künstlerischen Aussage gelangt, dem Wahrnehmen von allgemein gültigen Lebenszusammenhängen. Dann erst findet individuell wirksame Bereicherung statt, behaupte ich kühn. Ansonsten es nämlich bei mehr oder weniger geschultem “Katalogisieren” bliebe.
Der Prozess zum Verstehen (wie gültig das dann auch immer sein mag) hin ist in meinen Augen kein Parcours, der zu durchschreiten ist, schon gar nicht in einer bestimmten Reihenfolge. Ich zum Beispiel gehe meist bewusst wenig informiert an Kunst heran, spekuliere, assoziiere, geh’ nach Hause, sehe, was hängen bleibt, sich verbindet mit meinem Eigenen, nähere mich, wenn dies passiert, dann noch einmal der Biographie des Künstlers, der Künstlerin, verknüpfe neu, häng’s in die Vorratskammer, schneide mir bei Bedarf eine Scheibe davon runter und genieße das Gefühl, zu wissen, dass es eine bestimmte Künstlerin, einen Künstler, gibt auf der Welt, oder gab, dessen Antennen andere Dinge fangen können als meine.
Parcours keinesfalls. Reihenfolge auch nicht, ja.
Ein paralleler Prozess ist’s vielmehr. So meinte ich das eher.
Er hat bestimmenden Einfluss darauf, wie intensiv ich mir ein Werk einzuverleiben vermag. Je intensiver mir das gelingt, desto mehr löse ich mich davon ab. (klingt verrückt, ich weiß – bekomm’s im Moment nicht anders gebacken)
Ich will gegenüberstellen “[…], dessen Antennen andere Dinge fangen können als meine,” “[…], dessen Antennen Dinge anders fangen können als meine,”
und das Differential erspüren.
Was für ein berührendes Arrangement.
*Lächelt*
Bei jedem neuen Hinsehen spricht das Bild eine andere Sprache
und erzählt eine andere Geschichte.
(handschriftlich steht da doch “will”?)
“Kunst ist, wenn die Perlenschnur unsichtbar bleibt”
… ist mir gerade in den Sinn gekommen.
Auch mir, heute Nacht, erzählt das Bild eine andere Geschichte als heute Morgen: Ich sehe die Perlenschnur.
(Ja, da steht definitiv “will”)
Dieses Bild kann wie die anderen für sich alleine bestehen. Es generiert Funken.
Im Kontakt mit den Nachbarperlen aber lädt es sich auf mit etwas,
wofür ich noch keinen passenden Ausdruck gefunden habe.
Eine Analogie wenigstens könnte ich formulieren: In der Literatur wär’ s die Macht der “Intertextualität”, die über die Werke hinweg wirkt und sie nachträglich noch formt.
Spannend auch die Frage, wie die Bilder, Zeichnungen und Texte in einer Ausstellung anzuordnen wären, um deren wechselseitige Wirkmächtigkeit nicht zu behindern. Das “Auffädeln” an einer offensichtlichen Perlenschnur würde dem Werk wohl nicht vollständig gerecht werden können.
Ich wußte gar nicht, daß man Ambiguität trainieren muß – ich dachte immer, die meisten Menschen wollen die eher wegtrainieren. So kann man sich täuschen.
Ich unterwandere sie affirmativ, Norbert.
Sehr gut!
Schön. Schmiege. Schmiegsamkeit.
“als ein lemblein, schmieget und ducket,
leget sein haubet in jr schosz.” (Hans Sachs)
(Die Beteuerung aus der “Affirmation” nehmen und die Bejahung bewahren, fühlbar. Ein Paradox bleibt es, wie die Schmiegsamkeit trainiert werden kann. Es müsste ein ganz anstrengungsfreies Training sein; ein Widerspruch in sich. Aber: Hier gezeigt. Danke.)
@MelusineB Manchmal stelle ich mir vor, dass zwischen allen meinen Zellen genügend Platz ist für weitere Fühler.
Andere Hippies hängen sich sowas über ihre Gitarre 🙂
[Neulich mal zufällig beim Surfen mit Dr. Schmitt gefunden und gedacht: Cool, müssen wir unbedingt Phyllis zeigen!!]
@Speedhiking Very convincing indeed! : )
[Und selbstverständlich meine besten Grüße an Dr. Schmitt! Der sich gewiss niemals an eine Gitarre hängen lassen würde.]
P.S. ich seh das wunderschöne Copierbuch.
@Schneck Es ist mein treuer Begleiter geworden.
Ambiguitätstraining – some thoughts Jedes künstlerische Werk kann auf mindestens drei unterschiedliche Weisen interpretiert werden. Die erste und triviale Interpretation ist das Verstehen des “face value”. Die zweite, schon etwas komplexere Möglichkeit ist das Aufspüren von Resonanzen im eigenen Erfahrungskontext. Die dritte, allerdings hochspekulative Annäherung führt über den vermuteten Erfahrungskontext der Künstler:in.
Ich meine, dass all die drei Möglichkeiten durchschritten werden müssen, bevor man zum Kern der künstlerischen Aussage gelangt, dem Wahrnehmen von allgemein gültigen Lebenszusammenhängen. Dann erst findet individuell wirksame Bereicherung statt, behaupte ich kühn. Ansonsten es nämlich bei mehr oder weniger geschultem “Katalogisieren” bliebe.
Der Prozess zum Verstehen (wie gültig das dann auch immer sein mag) hin ist in meinen Augen kein Parcours, der zu durchschreiten ist, schon gar nicht in einer bestimmten Reihenfolge. Ich zum Beispiel gehe meist bewusst wenig informiert an Kunst heran, spekuliere, assoziiere, geh’ nach Hause, sehe, was hängen bleibt, sich verbindet mit meinem Eigenen, nähere mich, wenn dies passiert, dann noch einmal der Biographie des Künstlers, der Künstlerin, verknüpfe neu, häng’s in die Vorratskammer, schneide mir bei Bedarf eine Scheibe davon runter und genieße das Gefühl, zu wissen, dass es eine bestimmte Künstlerin, einen Künstler, gibt auf der Welt, oder gab, dessen Antennen andere Dinge fangen können als meine.
Parcours keinesfalls. Reihenfolge auch nicht, ja.
Ein paralleler Prozess ist’s vielmehr. So meinte ich das eher.
Er hat bestimmenden Einfluss darauf, wie intensiv ich mir ein Werk einzuverleiben vermag. Je intensiver mir das gelingt, desto mehr löse ich mich davon ab. (klingt verrückt, ich weiß – bekomm’s im Moment nicht anders gebacken)
Ich will gegenüberstellen
“[…], dessen Antennen andere Dinge fangen können als meine,”
“[…], dessen Antennen Dinge anders fangen können als meine,”
und das Differential erspüren.