Es ist ein Grenzgebiet zwischen Verhüllung und Offenbarung, in dem Tainted Talents angesiedelt ist – immer wieder frage ich mich, ob sich auf diese Weise überhaupt Spannung aufbauen lässt. Und wenn ja, mit welchen Formen. Denn eins ist klar: Von dem, was ich weiß, was ich erlebe und empfinde, findet sich nur ein Bruchteil hier wieder. Warum? Einfach der Diskretion halber. Privates, intimes Handeln will ich nicht preisgeben, weil immer andere mit darin verwickelt sind, die ich nicht bloßstellen will.
Obwohl ich solche Geschichten auf anderen Blogs immer gespannt verfolge. Eigentlich hab ich noch nie jemanden aufgrund seines oder ihres Exhibitionismus geringer geschätzt, im Gegenteil. Könnte man echte Namen vermeiden? Blöd nur, dass sich der innere Kreis von Leuten, mit denen ich zu tun habe, von solchen Verschleierungen nicht austricksen ließe – sie wüssten Bescheid.
Früher hatte ich keine Scheu vor Enthüllungen. In öffentlichen Lesungen aus meinem “Journal intime”, wie die Franzosen das Tagebuch nennen, erkannte sich die ganze Riege meiner Vertrauten und Geliebten wieder. Der Unterschied lag in der Form: Öffentliche Lesungen haben eine ganz bestimmte Aura. Es braucht Mut, einen Text vor Publikum vorzutragen, viel mehr, als ihn in einem privaten Blog zu veröffentlichen, dessen Leser größtenteils anonym bleiben.
Die Courage, die ich aufbringen muss, um mich auf die Bühne zu setzen, Privates öffentlich werden zu lassen, verwandelt die Protagonisten meiner Texte in Kunstfiguren, so echt sie auch sein mögen. Es geht immer um die Form. Eine Lesung ist Inszenierung, gibt dem Text Halt, macht ihn zu einem Werk. Manchmal sogar zu einem Kunstwerk.
Was macht das Blog? Wo ist hier das formalisierende Element, wie entsteht hier die Aura, die Exhibitionismus interessant machen würde? Exhibitionismus kann ein bewusster künstlerischer Akt sein. Indiskretion nie.
vielleicht ist’s das, dass man die ebenen weichzeichnet und wechselt und damit konkrete geschehnisse ‘öffnet’. aus tatsächlichen geschichten mögliche geschichten macht. das persönliche “anhaucht”, schließlich sind wir ja alle einer gattung, verstehen daher im konsens die gemeinsame mimik. eigentlich wie beim zeichnen (bildnern). übrigens glaube ich auch, dass die meisten leser von weblogs viel mehr guten willen an den tag legen, als man selbst meint (obwohl man den ja selber auch tut, den guten willen…). generell nach wie vor auch bei mir immer noch unbeantwortet die frage: weshalb macht man das ganze denn… überhaupt? 😉
Schneck08, (ist Schneck09 schon besetzt, oder warum hängen Sie ein Jahr zurück?)
Die Sache mit dem persönlich anhauchen und der gemeinsamen Mimik gefällt mir gut. Doch worauf beziehen sich Ihre Überlegungen über den guten Willen der Blogleser?
(Überhaupt, was ist ein guter Wille?)
Ahh, mein Kopf dröhnt
Muss kurz mal zusammenbrechen, melde mich wieder